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Die Fed muss wieder kreativ denken

NEW HAVEN – Die Debatte in den Vereinigten Staaten über eine kurzlebige Inflation ist vorbei. Der plötzliche Anstieg der US-Inflation hat sich in etwas viel Schlimmeres verwandelt als von der Federal Reserve erwartet. Die ewig optimistischen Finanzmärkte stecken dies bisher locker weg. Es wird weithin angenommen, dass die Fed sowohl über die Weisheit als auch über die Feuerkraft verfügt, um die Kerninflation unter Kontrolle zu halten. Das bleibt abzuwarten.

Die Fed ihrerseits rät zur Geduld. Sie ist derart überzeugt, dass sich ihre Fehlprognose letztlich bewahrheiten wird, dass sie bereit ist, abzuwarten. Das überrascht nicht: Die Fed hat eine derartige Reaktion mit dem von ihr im Sommer 2020 verabschiedeten Konzept des „Average Inflation Targeting“ bereits kundgetan. Die Fed gab damit zu erkennen, dass sie bereit sei, ein Überschießen der Inflation zu dulden, um Jahre unter ihrem Inflationsziel liegender Inflation auszugleichen. Ihr war nicht klar, worauf sie sich da einließ.

Angesichts seiner eleganten arithmetischen Schlüssigkeit, bei der zu geringe Inflation durch erhöhte Inflation ausgeglichen wird, schien das Average Inflation Targeting in der Theorie sinnvoll. In der Praxis war der Ansatz von Anfang an fehlerbehaftet. Es war ein per se rückwärtsgerichteter Ansatz, der stark durch eine lange Erfahrung mit niedrigem Wachstum und niedriger Inflation bestimmt war. Die Fed glaubte wie viele andere auch, dass die Erschütterung durch die Pandemie Anfang 2020 aus demselben Holz geschnitzt war wie die globale Finanzkrise von 2008-2009, was die Möglichkeit einer weiteren blutleeren, desinflationären Erholung unterstrich, die die ohnehin schon niedrige Inflation gefährlich nahe in Richtung Deflation drängen könnte.

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