Janet Yellen IMF/Flickr

Die Herren des Geldes - die dunklen Lords von heute?

LONDON – In seinem mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Buch Lords of Finance(in Deutschland unter dem Titel „Die Herren des Geldes“ erschienen) erzählt der Ökonom Liaquat Ahamad, wie vier Zentralbanker durch eisernes Festhalten am Goldstandard „die Welt in den Bankrott trieben“ und die Weltwirtschaftskrise auslösten. Unter den Notenbankern unserer Tage herrscht weitgehend Einigkeit in einer neuen, weit verbreiteten Meinung – über die Vorteile einer lockeren Geldpolitik. Sind geldpolitische Entscheidungsträger im Begriff, die Welt erneut in den Bankrott zu treiben?

Die orthodoxe Geld- und Währungspolitik hält nicht mehr am Goldstandard fest, der die Notenbanker der 1920er-Jahre zu ihrer fehlgeleiteten Zinspolitik bewog, die einen globalen wirtschaftlichen Zusammenbruch auslöste, der letztlich dem Zweiten Weltkrieg den Weg bereitete. Doch die beispiellose Phase der koordinierten lockeren Geldpolitik seit Beginn der Finanzkrise 2008 könnte sich als ebenso problematisch erweisen. Tatsächlich ist der erkennbare Einfluss auf die Finanzmärkte bereits enorm gewesen.

Die erste Auswirkung ist klar. Für institutionelle Investoren ist es schwierig gewesen, positive Realrenditen in den traditionell sicheren Anlagen zu erzielen. Lebensversicherer etwa tun sich schwer damit, ihre Zinsversprechen an die Kunden zu erfüllen. Laut einer unlängst veröffentlichten Studiedes Rückversicherers Swiss Re, hätten Versicherer in Amerika und Europa von 2008 bis 2013 rund 40-80 Milliarden US-Dollar verdient (ausgehend von typischen 50-60% Anlagen in festverzinsliche Wertpapiere), wenn der Handel mit Staatsanleihen enger an ihrem „fairen Wert“ orientiert gewesen wäre. Für öffentliche Pensionskassen hätte eine zusätzliche Rendite in Höhe von 1% in diesem Zeitraum die jährlichen Einnahmen um 40-50 Milliarden US-Dollar erhöht.

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