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Pandemien und Fortschritt

WASHINGTON, DC – Die letzten 18 Monate möchte wohl niemand noch einmal durchleben. Covid-19, Klimawandel und weltweite politische Entwicklungen haben dazu geführt, dass es Dutzenden Millionen Menschen mittlerweile physisch und finanziell schlechter geht.  Die Nachrichten sind voll von Meldungen über erschreckend hohe Todesraten, Virusmutationen, Einschränkungen aufgrund der Pandemie, extreme Wetterbedingungen, wirtschaftliche Not, politische Konflikte und – nun auch noch - den Sturz der vom Westen unterstützten afghanischen Regierung.

Es gab massenhaft Schuldzuweisungen, aber auch zahlreiche Vorschläge für grundlegende Änderungen der wirtschaftlichen und politischen Strukturen. Viele Chinesen rühmen sich, dass das autoritäre System ihres Landes besser funktionieren würde als die Demokratien der Welt und sie stehen damit nicht allein da, denn scharfe Kritik am Westen kommt auch aus den eigenen Reihen. 

Doch ungeachtet der Heftigkeit der aktuellen Misere scheint hinsichtlich der weit schlimmeren Lage der Dinge in der Vergangenheit kollektive Ignoranz oder Amnesie zu herrschen. Im Laufe der Geschichte ist es immer wieder zu Epidemien und Pandemien gekommen, aber keine wurde so rasch und zufriedenstellend bekämpft, wie dies jetzt mit den Mitteln der modernen Medizin gelang. Selbst unter Berücksichtigung der unterschiedlichen geografischen und demografischen Folgen des Coronavirus ist es ein Faktum, dass die Menschen heute viel besser dran sind als sie es gewesen wären, wenn diese Pandemie in früheren Zeiten aufgetreten wäre.  

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