mazzucato50_Andrea BonettiGreek Prime Minister's Office via Getty Images_popefrancis Andrea Bonetti/Greek Prime Minister's Office via Getty Images

Für das Gemeinwohl

LONDON – Nachdem sich führende Vertreter von Regierungen, Unternehmen und der Zivilgesellschaft auf dem diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos getroffen haben, hat sich die Feststellung verbreitet, dass wir im Zeitalter einer „Polykrise“ leben. Das gleichzeitige Auftreten mehrerer katastrophaler Ereignisse ist ein Eckpfeiler des heutigen sozioökonomischen und geopolitischen Klimas.

Angesichts so immenser Herausforderungen wie der globalen Erwärmung, maroder Gesundheitssysteme, einer wachsenden digitalen Kluft und finanzialisierter Geschäftsmodelle, die die Einkommens- und Vermögensungleichheit immer weiter vorantreiben, ist es keine Überraschung, dass die Politikverdrossenheit zunimmt – ideale Voraussetzungen für Populisten, die schnelle Lösungen versprechen. Die wirklichen Lösungen sind jedoch komplex und erfordern Investitionen und Regulierung sowie soziale, organisatorische und technologische Innovationen, und zwar nicht nur von der Regierung oder der Wirtschaft, sondern auch von Einzelpersonen und Organisationen der gesamten Zivilgesellschaft.

Regierungen, die glauben, dass die Politik bestenfalls Marktversagen beheben kann, tun oft zu wenig und zu spät. Selbst öffentliche Güter (wie die Finanzierung von Grundlagenforschung und Entwicklung) werden als Lösung für ein Problem mit positiven externen Effekten angesehen, während Kohlenstoffsteuern ein Problem mit negativen externen Effekten beheben. Um einen transformativen Wandel zu erreichen, der integratives und nachhaltiges Wachstum hervorbringt, muss das Augenmerk weniger auf das Reparieren, sondern mehr auf die Gestaltung und Schaffung von Märkten gerichtet werden. Dies erfordert die Ergänzung des Konzepts der öffentlichen Güter durch das Konzept des „Gemeinwohls“, bei dem es nicht nur um das Was, sondern auch um das Wie geht.

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