yu63_FREDERIC J. BROWNAFP via Getty Images_us china trade FREDERIC J. BROWNAFP via Getty Images

Die Prophezeiung von der Entkopplung

PEKING – Im Jahr 2018 behauptete Steve Bannon, Chefstratege des damaligen US-Präsidenten Donald Trump, dass sich die Vereinigten Staaten von China „entkoppeln” müssten. Seither ist dieser Begriff zu einem festen Bestandteil der Debatten über die amerikanisch-chinesischen Beziehungen geworden – und zwar in einem derartigen Maße, dass sich manche, wie der ehemalige australische Premierminister  Kevin Rudd, zu einer Warnung veranlasst sahen, wonach diese Entkopplung zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung werden könnte. Wie groß ist diese Gefahr heute?  

Eine gewisse Entkopplung ist zweifellos im Gange. In den letzten Jahren lieferten sich die beiden Länder einen Zollkrieg. Darüber hinaus haben die USA Sanktionen gegen die chinesischen Technologiegiganten ZTE und Huawei verhängt, den Abgang chinesischer Unternehmen von US-Börsen genehmigt, wenn US-amerikanische Prüfungsstandards nicht erfüllt wurden und eine Reihe chinesischer Unternehmen auf die Sanktionsliste gesetzt, wodurch diese zusätzlichen Handelsbeschränkungen unterliegen.  

Dieser Trend betrifft jedoch nicht nur Handel und Technologie. So ist beispielsweise die Zahl der an amerikanischen Universitäten eingeschriebenen chinesischen Studierenden drastisch zurückgegangen. Und die USA haben Pläne für einen diplomatischen Boykott der Olympischen Winterspiele 2022 in Peking angekündigt und sich damit vehemente Kritik Chinas eingehandelt.

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