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Was spricht gegen ChatGPT?

CAMBRIDGE – Microsoft ist Berichten zufolge sehr angetan von ChatGPT, einem auf künstlicher Intelligenz beruhendem Dialog-Programm von OpenAI, das Texte generiert, die sich lesen, als hätte sie ein Mensch verfasst. In den letzten zehn Jahren haben Unternehmen und Risikokapitalfonds unter Nutzung ihres einfachen Zugangs zu Finanzierungen Milliarden in das KI-Wettrüsten investiert und damit eine Technologie hervorgebracht, die mittlerweile in der Lage ist, Menschen bei vielfältigen Aufgaben zu ersetzen. Das könnte nicht nur Arbeitskräften, sondern auch Verbrauchern und sogar Anlegern zum Verhängnis werden.

Das Problem für die Arbeitskräfte liegt auf der Hand: es wird weniger Arbeitsplätze geben, die solide Kommunikationsfähigkeiten erfordern und somit auch weniger gut bezahlte Stellen. Reinigungskräfte, Fahrer und andere manuell arbeitende Menschen werden ihre Jobs behalten, doch alle anderen sollten sich fürchten. Man denke an den Bereich Kundenservice. Anstatt für die Kundenbetreuung Menschen einzustellen, werden sich Unternehmen zunehmend auf generative KI wie ChatGPT verlegen, um verärgerte Anrufer mit geschickt gewählten und beruhigenden Worten zu besänftigen. Weniger Einstiegsjobs bedeuten weniger Möglichkeiten für den Start einer Karriere – wodurch sich ein Trend fortsetzt, der bereits mit früheren digitalen Technologien einsetzte.

Auch Verbraucher werden leiden. Chatbots mögen für den Umgang mit Routinefragen gut geeignet sein, aber im Allgemeinen rufen die Menschen beim Kundendienst nicht wegen Routinefragen an. Wenn es sich um ein echtes Problem handelt – wie Flugausfälle bei einer Luftlinie oder einen Rohrbruch im Keller – möchte man mit gut qualifiziertem, einfühlsamem Fachpersonal sprechen, das in der Lage ist, Ressourcen zu mobilisieren und zeitnahe Lösungen zu organisieren. Man will nicht acht Stunden in einer Warteschleife hängen und auch nicht unverzüglich mit einem zwar wortgewandten, aber letztlich nutzlosen Chatbot verbunden werden.

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