buruma178_Kent Nishimura  Los Angeles Times via Getty Images_special relationship Kent Nishimura Los Angeles Times via Getty Images

Die besonders dummen Beziehungen

NEW YORK – Zwei Tage vor der Landung in der Normandie im Juni 1944 forderte Charles de Gaulle das Recht, Frankreich nach der Befreiung durch die Alliierten zu regieren. Franklin D. Roosevelt verabscheute de Gaulle und hat keinerlei Absicht, diesen Wunsch zu erfüllen. Winston Churchill, der de Gaulles Größenwahnsinn eigentlich bewunderte, stellte sich auf Roosevelts Seite. Er sagte dem Franzosen, wenn er sich zwischen de Gaulle und Roosevelt entscheiden müsse, fiele seine Wahl immer auf Roosevelt.

Churchills Entscheidung war mehr als nachvollziehbar. Europa war von Nazi-Deutschland besetzt. Der Beitrag der Freien Französischen Streitkräfte war eher symbolisch und Großbritannien war eine der drei großen alliierten Mächte. Später forderte die britische Entscheidung, sich auf Gedeih und Verderb an die USA zu binden (mit einer oder zwei Ausnahmen während der Sueskrise und im Jugoslawienkrieg in den 1990er Jahren) einen hohen Preis.

Noch im Siegestaumel nach dem Zweiten Weltkrieg lehnte Großbritannien in den 1950er-Jahren jedes Angebot zur Mitgestaltung europäischer Institutionen ab. Und als Premierminister Harold Macmillan Anfang der 1960er erkannte, dass sein Land nur innerhalb der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft eine ernstzunehmende Macht bleiben konnte, wurde er von de Gaulle blockiert. Der General legte 1969 und nochmals 1967 ein Veto gegen die britische Mitgliedschaft in der EWG ein.

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