sierakowski88_JOHN MACDOUGALLAFP via Getty Images_belarus opposition JOHN MACDOUGALL/AFP via Getty Images

Die belarussische Opposition wird stärker

WARSCHAU – Während der Krieg in der Ukraine weiter tobt, scheint die Stabilität im benachbarten Belarus – das die russische Invasion unterstützt – zu bröckeln. Hat der Angriffskrieg des russischen Präsidenten Wladimir Putin eine Büchse der Pandora für ein Regime geöffnet, das praktisch eine Außenstelle des Kremls ist?

Es sei daran erinnert, dass Swetlana Tichanowskaja bei der letzten Präsidentschaftswahl in Belarus im August 2020 den Amtsinhaber Alexander Lukaschenko mit ziemlicher Sicherheit geschlagen hat, dessen Lakaien sie zuvor als „Hausfrau” abqualifiziert hatten. Als sich abzeichnete, dass Tichanowskaja den Wahlsieg davontragen würde, fälschte Lukaschenko die Ergebnisse und sicherte sich auf diese Weise über 80 Prozent der Stimmen – und löste massive Proteste aus, die sich über Monate hinzogen.

Auf die Demonstrationen nach den Wahlen reagierte Lukaschenkos mit Terror und Massenverhaftungen, wodurch die Proteste allerdings noch weiter zunahmen. Schon wenige Tage nach der Wahl begann seine Autorität zu schwinden, als Arbeiter, öffentliche Medien, Ärzte, Studierende, Rentner und viele andere offen gegen die Sicherheitsdienste auftraten. Das ganze Land trat in einen Streik, doch Lukaschenko - der seit 1994 im Amt ist - konnte sich mit Müh und Not durch brutale Interventionen seiner loyalen Spezialeinheiten halten, die völlig von ihm abhängig sind, weil an deren Händen schon vorher das Blut von Unschuldigen klebte. (Letztendlich entschied sich Lukaschenko, die Loyalität der Armee nicht auf die Probe zu stellen.)

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