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Wo bleibt die AMR-Rebellion?

LONDON – Die von antimikrobiellen Resistenzen (AMR) ausgehende Bedrohung wird durch die Gefahr des Klimawandels überschattet. Obwohl sich argumentieren lässt, dass das AMR-Problem genauso wichtig ist, hat es nicht annähernd so viel öffentliche Aufmerksamkeit erregt.

Ein Grund hierfür ist offensichtlich: Die Klimakrise entwickelt sich zu einem zunehmend sichtbaren Phänomen. Wir Briten sind nicht länger als Einzige vom Wetter besessen. Von katastrophalen Dürren in Europa und Dürren in Südafrika und Asien bis zu Waldbränden in Brasilien, Indonesien, Kalifornien und im Umland von Sydney sind die Auswirkungen des Klimawandels überall erkennbar. Und diese ständigen Bilder haben sich stark in der öffentlichen Meinung niedergeschlagen. Angetrieben durch Klima-Aktivisten wie Greta Thunberg und Extinction Rebellion konzentrieren sich Wirtschaftslenker und Politiker heute stärker auf den Klimawandel als je zuvor.

Was aber ist mit AMR und konkret mit den zunehmenden Resistenzen gegen gängige Antibiotika? Die Medien weltweit zitieren noch immer regelmäßig die beiden wichtigsten Schlussfolgerungen der unabhängigen Untersuchung über antimikrobielle Resistenzen (Review on Antimicrobial Resistance), die ich während der Jahre 2014-2016 leitete. Wenn wir unsere Abhängigkeit von unnötigen Antibiotika nicht verringern und erfolgreich neue Antibiotika (oder Alternativen wie etwa Impfstoffe) entwickeln, könnten die Zahl AMR-bedingter Todesfälle bis 2050 zehn Millionen erreichen. Und wirtschaftlich betrachtet könnten die Gesamtkosten dieses Versagens (für den Zeitraum von 2015 bis 2050) 100 Billionen Dollar übersteigen.

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