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Was, wenn Amerika chinesische Firmen von seinen Börsen verbannt?

NEW YORK – Wenn es um die Notierung an US-Börsen geht, sind chinesische Firmen engagierter als die meisten anderen. Aktuell werden 250 von ihnen an US-Aktienmärkten gehandelt, darunter auch Unternehmen, die in Hongkong oder Offshore-Zentren registriert sind, aber den Großteil ihrer Umsätze und Gewinne auf dem chinesischen Festland erwirtschaften. Eine Reihe offizieller Maßnahmen in den USA und auch in China deutet jedoch darauf hin, dass die beiden Regierungen nicht besonders erpicht darauf sind, dass chinesische Firmen weiterhin an US-Börsen notieren. Wenn es nun hart auf hart kommt, stellt sich die Frage, in welcher Weise ein Delisting dem jeweiligen Land schaden würde.

Die jüngste Kontroverse betrifft die (teilweise im Besitz von Uber stehende) dominierende chinesische Fahrdienstplattform Didi Global, die im Rahmen eines erfolgreichen Börsegangs  am 30. Juni an der New Yorker Börse  4,4 Milliarden Dollar an Einnahmen erzielen konnte. Innerhalb von 48 Stunden kündigte die chinesische Internet-Regulierungsbehörde Cyberspace Administration of China (CAC) unter Berufung auf einen mutmaßlichen Verstoß gegen die Datensicherheit an, dass sie die Möglichkeit des Unternehmens, neue Benutzer zu registrieren, einschränken würde. Die CAC ordnete daraufhin die Entfernung von Didi aus allen chinesischen App-Stores an, und die Kartellbehörde des Landes, die State Administration of Market Regulation, verhängte eine Geldstrafe gegen das Unternehmen, weil es für frühere Fusionen und Übernahmen keine vorherige Genehmigung eingeholt hatte.

Die gegen Didi verhängten Geldstrafen werden weithin als Warnung an andere chinesische Unternehmen vor Börsengängen in den USA ohne vorherige Genehmigung durch die chinesische Regierung verstanden und sind teilweise Ausdruck dreier Arten von Bedenken der chinesischen Politik. Die Behörden sind besorgt, dass sensible digitale Daten, wie die Standorte wichtiger chinesischer Adressen (sowie die Verkehrsflüsse in deren Umfeld) in die Hände der US-Geheimdienste oder des amerikanischen Verteidigungsministeriums gelangen könnten. Außerdem wollen sie nicht, dass chinesische Technologiefirmen zu groß und mächtig werden, und man befürchtet, dass die Vorstöße der Big-Tech-Unternehmen in die Finanzmärkte die Finanzstabilität untergraben könnten.

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