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Die Pflichten der reichen Länder in der Pandemie

WASHINGTON, DC – COVID-19 hat die Welt in eine fürchterliche Krise gestürzt. Da die Entwicklung eines Impfstoffs wohl mindestens ein Jahr dauern wird, müssen sich die Regierungen Zeit verschaffen, um die Gesundheitseinrichtungen vor Überlastung zu schützen und die Anzahl der Krankheits- und Todesfälle so gering wie möglich zu halten – nicht zuletzt dadurch, dass die Rate der Neuinfektionen verringert wird.

Zu den Maßnahmen in den reichen Ländern gehören soziale Distanzierung, Quarantäne, die Schließung nicht überlebenswichtiger Unternehmen (oder mehr Telearbeit) und die Empfehlung oder Verordnung von Gesichtsmasken. Obwohl die wirtschaftlichen Kosten dieser Maßnahmen der ersten Phase extrem waren, sind sie den menschlichen und wirtschaftlichen Kosten einer ungehinderten Verbreitung von COVID-19 immer noch vorzuziehen. Die zweite Runde des Kampfes kann beginnen, wenn die Anzahl der neuen Fälle und Todesfälle gleich bleibt oder fällt, und wenn die Test- und Kontaktüberwachungsmöglichkeiten weit genug verbreitet sind, um mögliche Ausbrüche erkennen und eindämmen zu können.

Aber so lange es anderswo in der Welt immer noch steigende Infektionsraten gibt, kann die Pandemie nicht unter Kontrolle gebracht werden. Eine virale Pandemie ist wie ein Waldbrand: Ein paar Funken reichen aus, um eine neue Ansteckungswelle zu verursachen. Wie sehr die reichen Länder auch versuchen mögen, das Virus von ihren Grenzen fern zu halten, es wird immer genug Lücken für neue Ausbrüche geben. Um also ohne einen universell verfügbaren Impfstoff die Pandemie zu bekämpfen, muss das Virus auch in den ärmeren Ländern eingedämmt werden, die jedoch für diese Aufgabe denkbar schlecht ausgerüstet sind.

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