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Krieg und Frieden nach Chinas großer Transformation

HONGKONG: In seinem klassischen Werk Der Weg zur Knechtschaft aus dem Jahre 1944 warnte der österreichische Ökonom und Philosoph Friedrich August von Hayek, dass zentrale Planung und öffentliches Eigentum unweigerlich zu Not, Unterdrückung und sogar Tyrannei führen würden, während freie Märkte das Gemeinwohl naturgemäß maximieren würden. Im selben Jahr offerierte der amerikanisch-österreichische Wirtschaftshistoriker Karl Polanyi in seinem Buch Die große Transformation ein ganz anderes Bild. Er argumentierte, dass Marktkräfte und Gesellschaft in einer Art Kampf gefangen seien: Kapitalisten würden die Gesellschaft mittels freier Märkte ausnutzen, und die Gesellschaft wehre sich durch Regulierung und Politik.

Fast 80 Jahre später hallen Debatten über Polanyis und Hayeks gegensätzliche Ansichten noch immer in den Korridoren der Macht in Peking und Washington wider. Während der Westen im Wesentlichen Hayeks liberale Ordnung der freien Märkte und der Demokratie übernahm, folgte China im Großen und Ganzen Polanyis „großer Transformation“. Es entwickelte sich zur weltgrößten Volkswirtschaft (nach Kaufkraftparität) und beseitigte weitestgehend die schlimmste Armut.

Natürlich wäre Chinas große Transformation ohne wirtschaftliche Öffnung und marktorientierte Reformen nicht möglich gewesen. Die USA spielten jahrzehntelang eine wichtige Rolle dabei, diesen Prozess zu ermöglichen und aufrechtzuerhalten, und zwar nicht zuletzt, indem sie die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Globalisierung schufen. Amerikas Technologien, militärische Macht und Diplomatie stärkten die globale Sicherheit – das armutsreduzierende Potenzial einer Friedensdividende lässt sich kaum bestreiten –, während ein stabiler US-Dollar den internationalen Austausch erleichterte.

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